Selbstverständlich kritisiert Leo XIV. die Höhe der Manager-Gehälter [1], da Reichtum nach neutestamentlicher Moral von Gott abgelehnt wird (vgl. Matthäus 19, 16-26, Markus 10, 17-27 und Lukas 18, 18-27). Doch das dürfte auf taube Ohren stoßen, seine religiös bedingte Kritik ist naiv. Denken wir dabei an Max Webers Deutung, wonach der Kapitalismus seinen (moralischen, ideellen) Ursprung in der protestantischen Arbeitsethik habe. Zur Erinnerung: die protestantische Arbeitsethik betrachtet die Arbeit als außerordentlich relevant, und Reichtum als Zeichen der göttlichen Segnung, die sich in der Gabe für wirtschaftlichen Erfolg erschöpft. Wohlstand und Reichtum sollten dieser Ethik nach dann aber doch nicht selbst zum Götzen, selbst zur Anbetung führen. Arbeit und Wohlstand oder Reichtum sind in aller Kürze gut und wichtig.
Die ersten Kapitalisten und
Erfinder der frühen Industrialisierung im 18. Jahrhundert waren teilweise Calvinisten,
und sie waren moralisch konsequenter als die Protestanten. Darüber hinaus sind
die Silicon-Valleyisten in aller Tradition des s/w-Weltbildes religiöser Moral gegen
die Katholiken, Arbeitsethos gegen Bibeltreue.
Sie, die Leo XIV kritisiert, geht
das vorbei, sie werden entweder traditionell dem Arbeitsethos und dem „guten“ Erfolg
folgen und verteidigen, oder schlicht ignorieren. Sie werden sich traditionell als
Kapitalisten die neofaschistischen Regime in den U.S.A. und Europa anbiedern,
da diese ihren „guten“ Erfolg steigern werden, und werden von den atheistischen
Libertären unterstützt. Dagegen hat der „arme“ Katholizismus keine Chance, es sei
denn die Konservativen finden zu ihren katholischen Ursprüngen zurück, was kaum
gelinge dürfte, es sei denn sie negieren ihre multikonfessionelle Mitgliederwerbung,
was ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist. Aber, Leo XIV., netter Versuch.